
Proaktive Führung entschärft Konflikte und bedeutet, dass Eltern vorausdenken. Kinder leben im Hier und Jetzt – und gerade jetzt ist es doch so schön.
Erstmals erschienen im Dezember 2021 auf www.familienleben.ch
Familienberatung und Elternbildung
Proaktive Führung entschärft Konflikte und bedeutet, dass Eltern vorausdenken. Kinder leben im Hier und Jetzt – und gerade jetzt ist es doch so schön.
Erstmals erschienen im Dezember 2021 auf www.familienleben.ch
Eingreifen oder streiten lassen? Wenn Geschwister ständig zanken, kann das für Eltern ganz schön herausfordernd sein.
Von Maya Risch
Ich will das Auto haben!» «Du bist doof» «Lass mich in Ruhe» «Ich habe gestern einen Keks mehr gekriegt als du, ätsch». So und ähnlich tönt es oft zwischen Geschwistern. Gezanke, Streit und Kampf, das ist Familienalltag. Auseinandersetzungen zwischen Geschwistern sind oft sehr emotional und intensiv, auch physisch und verbal. Niemand weiss so gut, wie der Bruder oder die Schwester, wie er/sie das Geschwister blitzschnell auf die Palme bringt.
Für uns Eltern fühlt es sich phasenweise so an, als ob Geschwister sich pausenlos streiten und die meisten von uns fragen sich wohl zwischendurch, ob das noch normal ist. Mir ging das jedenfalls immer wieder so, als unsere Jungs noch jünger waren. Es war für mich eine grosse Erleichterung, zu lesen, dass Geschwister sich laut wissenschaftlichen Untersuchungen etwa 4x pro Stunde streiten. Diese Ergebnisse sind mit Hilfe von in Kinderzimmern angebrachten Mikrofonen entstanden.
Trotz dieses Wissens und der Erleichterung, konnte ich mit den Streitereien nicht automatisch gelassener umgehen. Ich erlebe Geschwisterstreit bis heute als grosse Herausforderung. Weshalb? Das hat mit verschiedenen Faktoren zu tun. Da ist einmal mein Harmoniebedürfnis, Streit und Unfrieden stört einfach und muss schnell wieder verschwinden. Heute ist mir klar, dass die Lautstärke und die Angst vor einer möglichen Eskalation mein Nervensystem strapazieren und Anspannung in mir auslöst, das ist unangenehm. Ich liebe ja beide meiner Söhne sehr und will nicht, dass einer der beiden Schmerz durch den anderen erlebt, auch das spielt eine Rolle.
Immer wieder brachten mich die Streitereien und Kämpfe meiner beiden Buben ins Dilemma. Soll ich eingreifen oder die Jungs streiten lassen? Wieviel Streit und Disharmonie muss ich einfach aushalten? Was ist denn meine Verantwortung in einem Geschwisterstreit, was jene der Geschwister? Was müssen sie sogar lernen, alleine zu klären? Wann soll ich wie unterstützen, begleiten, wozu meine Meinung sagen?
Ich musste lernen, dass es «das Richtige» meist nicht gibt und wenn ausnahmsweise doch, dann ist es beim nächstenmal schon wieder nicht mehr das Richtige. Da ich in diesem Dilemma steckte, mich hilflos fühlte und mir selten klar war, wie ich mich in der aktuellen Situation verhalten soll, ist es mir leider in vielen Situationen nicht gelungen, gelassen, konstruktiv, fair und hilfreich zu reagieren. Denn ich geriet selber in Not, während meine Kinder eine souveräne Erwachsene gebraucht hätten, die ihre Bedürfnisse gesehen hätte und mit ihnen ihre starken Gefühle ausgesprochen und ausgehalten hätte. Dadurch können Kinder lernen, mit starken Gefühlen umzugehen, eigene Grenzen zu ziehen und selber Wege aus dem Streit zu finden.
Meine Erkenntnis: Der Streit der Kinder stellt für alle ein Lernfeld dar. Die Kinder können in einem geschützten Rahmen explorieren und so einen konstruktiven Umgang mit Gefühlen, Grenzen und Konflikten lernen. Das dauert oft eine Kindheit lang, bis sie das gelernt haben.
Was stresst Sie, was hilft Ihnen und welche Fragen haben Sie zu?
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